Bibliothek
Hier findet ihr eine Sammlung an Schriftstücken, welche sich in der Bibliothek von Burg Adlerwacht befinden. Diese Sammlung wird nach und nach ergänzt.
Verehrter Malus,
Ich schreibe, um dir wichtige Neuigkeiten zu berichten. Wie du weißt bin ich inzwischen in einem Land Namens Ostria angekommen. Hier findet sich das zivilisierteste Fleckchen Land, welches ich bisher vorgefunden habe. Einzig die diktatorische Dominanz mit der die Magier hier herrschen zeugt von Rückständigkeit. Doch nun zu den Neuigkeiten.
Ich hatte dir geschrieben, dass ich aus unerfindlichen Gründen niemanden fand, der mich in den Landstrich, der hier das „Nebeltal“ genannt wird führt. Ich konnte keine zusammenhängende Erklärung erfahren. Erhielt nur wage Warnungen der Bevölkerung, wenn sie mich nicht gar erschrocken stehen ließen. Ich habe also das Nebeltal umrundet und gelangte so nach Ostria.
Gestern fand ich endlich jemanden, der es mir ermöglichte etwas Licht ins Dunkel zu bringen. Er behauptet er hätte früher für einen der regierenden Magier gearbeitet. Wahrscheinlich wollte er sich nur wichtig machen. Jedenfalls erzählte er mir eine lokale Legende. Diese Geschichte erklärt vielleicht einige der Ängste die mit dem Tal verbunden sind und bringt die Bruchstückhaften Informationen in eine plausible Reihenfolge. Folgendes wurde mir berichtet:
Dereinst lebte unter den Göttern eine, die Eris genannt wurde. Sie war eine wunderschöne und geachtete Wesenheit. Eris konnte jeden um ihren Finger wickeln, bis sie auf einen Menschen traf, der sie abwies. Gekränkt von dieser Ablehnung verbitterte sie und dies schlug sich auf ihr Äußeres aus. So kam es zu immer mehr Fehlschlägen. Ihre Gestalt verwelkte und bald sah man nur noch eine bucklige Alte.
Es taten sich drei unter den Göttinnen hervor, die den Umstand nutzten, dass Eris abstieg. Eine unter ihnen veranstaltete ein großes Fest. Eris, obwohl nicht eingeladen, erschien dort. Die Empörung war groß, doch Eris holte einen goldenen Apfel hervor, warf ihn in die Menge und schrie, der Apfel sei ein Preis für diejenige, die würdig und schön genug sei, um ihren Platz einzunehmen. Nahezu Augenblicklich trat ein Tumult und ein Streit unter den Dreien ein.
Eris zog Genugtuung und neue Kraft aus diesem Streit. Ihr Äußeres verjüngte sich wieder und sie gelangte zu Macht. Je weiter sich der Zwist zwischen den Konkurrentinnen steigerte, desto besser fühlte sie sich. So wurde Eris zur Göttin der Zwietracht. Erst das Eingreifen Michaels in den Streit und die Zerstörung des Apfels warf Eris wieder zurück auf ihren Tiefpunkt. Sie wandelte sich wieder zur alten Vettel. Doch nun wusste sie, wie sie wieder zu Jugend und Kraft kam. So vermehrte sie wo immer sie konnte den Streit und die Missgunst. Es gipfelte in ihre Verbannung durch Michael.
Als der große Krieg der Menschen und Götter (der an dieser Stelle nicht beschrieben werden soll, ich bin mir sicher deine Bibliothek findet dazu genug Material) ausbrach, brachten all der Hass und all die Konflikte eine nie gekannte Stärke und Macht für Eris mit sich. Die Rache für ihre Verdammung rückte in greifbare Nähe. Die letzte Möglichkeit, die Michael und einige Andere noch sahen, war Friede um jeden Preis. Die Götter zogen sich von der Welt zurück. Da auch Eris zu den Göttern gehörte, sollte sie ebenfalls Eltunai verlassen. Sie weigerte sich jedoch, da sie keinerlei Interesse am Frieden hatte. Gezwungen werden konnte sie nicht, da sie zu diesem Zeitpunkt schon zuviel Macht besaß.
So wurden fünf (fünf, da dies die heilige Zahl der Eris ist) Artefakte erschaffen, in welche die Essenz und die Macht Eris'' gebannt werden sollte. Mit List und Tücke schaffte es Michael, die Göttin in die Artefakte zu bannen, die darauf hin die Form goldener Äpfel annahmen. Das Gefängnis wurde in einem unzugänglichen Landstrich versteckt und dieser durch magische Barrieren, Flüche und Wächter geschützt. Das Land wurde unter eine ständige Glocke von Nebel gehüllt und die Menschen daraus verbannt. So sollte nie wieder jemand die fünf Teile des Übels zusammenfügen und Eris'' Macht wieder herstellen. So kam es, dass die Herrin der Zwietracht es schaffte, auf der Welt zu verbleiben und das Nebeltal jenen angsterfüllenden Ruf erhielt, welchen es bis heute hat. Er scheint seine Wirkung nicht verfehlt zu haben und auch den leichtsinnigsten Abenteurer davon abgehalten zu haben, ins Tal vorzudringen. Von denen, die nicht abergläubisch genug oder schlicht dumm waren, wurde niemals wieder gehört.
Ich jedenfalls werde erst weitere Nachforschungen anstellen, bevor ich es wage, mich auch nur in die nähe dieses Ortes zu begeben. Lieber setze ich meine Reise über den Kontinent fort. Das Buch kommt hoffentlich voran. Mein Reisebericht füllt sich langsam und ich freue mich darauf, ihn bald vollendet und gebunden in Händen zu halten. Sollte etwas weiteres von Interesse meinen Weg kreuzen, so werde ich schreiben.
Ketdrum von Hohstein, ca. 38. Tag der Jideen, 816/3, 389. Tag meiner Reise.